Es ist nicht nur wichtig, sich mit aktuellen Entwicklungen im Stiftungsrecht auseinanderzusetzen. Hilfreich und darüber hinaus interessant ist ein Blick in die Geschichte von Stiftungen.
Zu einem solchen Rückblick war am 18.1.2016 im Dormitorium des Karmeliterklosters in Frankfurt am Main Gelegenheit, als die Historikerin Jutta Zwilling im Rahmen der Vortragsreihe der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte „Stifter, Bürger und Mäzene- die Frankfurter Stiftungen im Wandel der Zeit“ über die Auslöschung jüdischer Stiftungen nach 1933 in Frankfurt am Main äußerst kenntnisreich referierte:
In der NS-Zeit wurde die vielfältige und reiche Stiftungsaktivität der Frankfurter Juden radikal beendet. Da die Nationalsozialisten stets darauf bedacht waren, den Anschein der Legalität zu wahren – auch wenn sie sich objektiv gesehen widerrechtlich bereicherten – beschäftigte sich der Vortrag zunächst mit der Einrichtung einer speziellen Stiftungsabteilung im Rechtsamt der Stadt, die wesentlich an der Entrechtung und Verdrängung jüdischer Vorstandsmitglieder sowie letztlich an der „Arisierung“ vieler Stiftungen von Juden federführend beteiligt gewesen ist. Anhand einiger ausgewählter Beispiele wurde die nationalsozialistische Stiftungspolitik vorgestellt, die widerstreitende Interessen der Stadt, des Reiches und der Geheimen Staatspolizei prägten. Abschließend wurde ein Blick auf die Rückerstattung von Stiftungsvermögen und die selten gelungene Wiederbelebung jüdischer Stiftungen nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch auf beschämende, nicht nur personelle Kontinuitäten in der Nachkriegszeit geworfen.